Kalte Progression: Ursachen und Maßnahmen
Die kalte Progression stellt ein wirtschaftliches Phänomen dar, bei dem Gehaltserhöhungen aufgrund der Inflation zu einer höheren Steuerbelastung führen, obwohl sich die reale Kaufkraft des Einkommens nicht verbessert. Diese schleichende Steuererhöhung kann vor allem Menschen mit mittleren und geringen Einkommen erheblich belasten. Die Bundesregierung hat sich daher zum Ziel gesetzt, die kalte Progression ab dem 1. Januar 2023 durch gezielte Maßnahmen abzubauen.
Was ist die kalte Progression?
Die kalte Progression tritt auf, wenn eine Gehaltserhöhung vollständig oder teilweise durch Inflation aufgezehrt wird, aber dennoch zu einem höheren steuerpflichtigen Einkommen führt. Das deutsche Steuersystem funktioniert nach einem progressiven Tarif, bei dem höhere Einkommen mit einem höheren Steuersatz belegt werden. Dies bedeutet, dass schon kleine Gehaltserhöhungen zu einem Anstieg des Steuersatzes führen können, wenn das Einkommen über bestimmte Freigrenzen hinausgeht. Die Inflation mindert die Kaufkraft des Geldes, sodass die reale Verbesserung des Lebensstandards trotz nominaler Gehaltserhöhung gering ausfällt.
Beispiel für kalte Progression
Ein anschauliches Beispiel verdeutlicht die Auswirkungen der kalten Progression: Eine Person mit einem Bruttogehalt von 3.500 Euro erhält eine Erhöhung von 3%, was zu einem neuen Bruttogehalt von 3.605 Euro führt. Aufgrund der progressiven Besteuerung steigt jedoch der durchschnittliche Steuersatz von 14,55% auf 14,9%. Wenn gleichzeitig die Inflation 8,1% beträgt, bleibt von der Gehaltserhöhung real nur ein geringfügiger Betrag übrig, und in vielen Fällen kann die Kaufkraft sogar sinken. Dies zeigt, wie die steuerliche Mehrbelastung durch die kalte Progression die Vorteile einer Gehaltserhöhung zunichtemachen kann.
Wer ist besonders betroffen?
Die kalte Progression trifft insbesondere Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen stärker als Spitzenverdiener. Dies liegt daran, dass der Steuersatz für Einkommen oberhalb des Grundfreibetrags relativ schnell ansteigt, während hohe Einkommen bereits ab einem bestimmten Punkt mit einem konstanten Spitzensteuersatz belastet werden. Daher profitieren Spitzenverdiener weniger von den Effekten der kalten Progression im Vergleich zu Arbeitnehmern mit mittleren Einkommen, bei denen schon kleinere Gehaltserhöhungen zu höheren Steuersätzen führen.
Maßnahmen zur Bekämpfung der kalten Progression
Um die negativen Effekte der kalten Progression zu mindern, hat die Bundesregierung mehrere Maßnahmen beschlossen, die seit 2023 in Kraft getreten sind. Dazu gehören:
- Erhöhung des Grundfreibetrags: Dies soll den steuerfreien Anteil des Einkommens erhöhen und damit die Steuerlast für Niedrig- und Mittelverdiener senken.
- Anhebung des Kindergelds und Kinderfreibetrags: Diese Anpassungen sollen Familien entlasten.
- Erhöhung der Freigrenze für den Solidaritätszuschlag: Diese Maßnahme soll dazu beitragen, die Steuerbelastung weiter zu verringern.
- Keine Anpassung für Spitzenverdiener bei der Reichensteuer: Die Anpassung des Spitzensteuersatzes wird nicht weiter verfolgt, um die Steuererhebung bei sehr hohen Einkommen stabil zu halten.
Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass etwa 48 Millionen Bürgerinnen und Bürger von der Anpassung profitieren und die Steuerlast gerechter verteilt wird. Die durchschnittliche Entlastung pro Person wird auf etwa 192 Euro pro Jahr geschätzt, wobei besonders Familien, Geringverdiener und Rentner von den Reformen profitieren werden.
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